Disclaimer

Die Figuren gehören, mit ein paar Ausnahmen, SM. Ich habe sie mir nur für diese Story ausgeliehen und verdiene hiermit auch kein Geld. Die Idee zu dieser Story, ist allerdings mein Eigentum.

Zusammenfassung:

Bella hat sich künstlich befruchten lassen und bekommt ein Kind. Den Samenspender und damit wirklichen Vater, kennt sie gar nicht. Doch was passiert, wenn plötzlich der Nachbar, der so freundlich gewesen war und sie zur Geburt ins Krankenhaus gefahren hat, als Vater des Kindes abgestempelt wird? Eine Verwechslung, die ihre Folgen hat...

Mittwoch, 5. Januar 2011

Kapitel 5

3 Monate später

~~Isabella Swan~~



Die Zeit verging wie im Flug und ich wurde zusehends runder und unförmiger. Ich fühlte mich immer mehr wie eine wandelnde Tonne auf zwei Beinen! Mit Edward hatte ich weiterhin noch immer einen guten Kontakt. Wir trafen uns zum Essen oder auf einen DVD Abend oder unternahmen sonst irgendetwas miteinander. Er wurde zu einem wirklich guten Freund für mich und war anders als andere Männer, die ich kannte! Er war stets für mich da, wenn ich mal eine starke Schulter zum ausweinen oder einfach nur jemanden zum reden brauchte. Denn wenn ich ehrlich zu mir selber war, belastete es mich doch mehr, alleine zu sein, als mir lieb war. Ich war schwanger und allein, trotzdem freute ich mich riesig auf mein Baby. Noch drei Monate musste ich warten, bis ich es endlich in meinen Armen halten konnte, mich um sie kümmern konnte. Dies war ein großer Ansporn für mich und machte vieles wieder wett.

Mit Tanya hatte ich endlich das klärende Gespräch gehabt. Es endete anders, als ich es für möglich gehalten hätte. Sie liebte Edward sehr, doch das allein war nicht der Grund für ihre drastische Wesensveränderung. Ihr Ex-Freund hatte es wohl sehr zugesetzt, dass sie sich in einen anderen Mann verliebt hatte, den sie eigentlich gar nicht kannte. James war wohl so wütend gewesen, dass er zu Edward gefahren war und ihn verprügelt hatte. Allein das war schon ein Unding, doch er hatte seine Wut auch an Tanya ausgelassen, sie geschlagen oder eingesperrt. Sie war fertig mit sich selber und der Welt um sie herum, nur Edward schien für sie irgendwie ein Hoffnungsschimmer zu sein. Für ihn schien sie zu kämpfen, um nicht gänzlich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sie erzählte mir auch, dass sie nicht gekündigt hatte, sondern wegen James Verhalten ihr gekündigt wurde. Warum sie mir das nicht von Anfang an erzählt hatte, wurde ich auch erst Wochen später gewahr. Sie hatte sich geschämt und dachte, es würde mir nicht so auffallen, wenn sie mir die Geschichte erzählte. Alles in allem, hatte sie viele Probleme. Immerhin konnte ich Tanya davon überzeugen, dass sie James anzeigte, für all das, was er ihr angetan hatte.

Ich habe auch mit Edward darüber gesprochen, weil ich wissen musste, ob sie mich angelogen hatte oder nicht. Er erzählte mir, wenn auch sehr widerwillig, was passiert war und weshalb seine Mutter Tanya gekündigt hatte. So wusste ich wenigstens, dass ein Teil ihrer Geschichte stimmte und ich wünschte mir sehr, dass der andere Teil auch wahr war.

Im Club lief soweit alles recht gut. Mandy war mir eine riesige Unterstützung. Da ich von Zeit zu Zeit immer öfter fehlte, übernahm sie den größten Teil meiner Aufgaben mit. Sie machte ihren Job hervorragend und ohne sie, wäre es mir nicht möglich so oft abwesend zu sein. Es fiel mir zwar schwer zuhause zu bleiben und mich zu schonen. Aber es blieb mir nichts anderes übrig, da es eine Anweisung von meinem Arzt war, um das Kind nicht zu gefährden. Anscheinend lag die kleine Maus in meinem Bauch schon viel zu tief und um nicht eine frühzeitige Geburt zu haben, musste ich mich in einigen meiner Tätigkeiten einschränken.

Heute war der 24. November. Noch genau vier Wochen bis Weihnachten. Ich hatte also noch einen Monat Zeit, um Geschenke zu kaufen. Was meine Eltern, meine Schwester und ihre Familie bekommen würden, wusste ich schon ganz genau, doch was sollte ich Edward schenken? Ich wollte ihm eine kleine Freude machen, aber ich wusste einfach nicht womit. Oft überlegte ich, ob ich seine Schwester kontaktieren und sie um Rat bitten sollte, doch jedes Mal verwarf ich den Gedanken wieder recht schnell. Es sollte etwas persönliches sein. Etwas eigenes irgendwie.

Nachdem ich geduscht, mich angezogen und gefrühstückt hatte, nahm ich meine Handtasche und verließ meine Wohnung. Auf dem Weg zum Fahrstuhl schloss ich meinen langen, schwarzen Mantel. Ein paar Minuten später stand ich in der Tiefgarage und ging zu meinem Wagen, der dank Edward wieder voll funktionstüchtig war.

„Bella?“, erklang aus näherer Entfernung eine mir sehr vertraute Stimme.

Ich drehte mich mit einem Lächeln im Gesicht um. Edward kam gerade aus der Treppenhaustür und winkte mir zu.

„Wie geht es dir?“, wollte er wissen, als er mit mir auf gleicher Höhe war.

„Ganz gut und dir?“

„Es geht mir gut. Ist mit dem Baby denn auch alles in Ordnung?“

Fragend lag sein Blick auf mir, was mich zum Lächeln brachte. Jedes Mal wenn wir uns begegneten, wollte er wissen, wie es dem Kind ging, ob alles in Ordnung war und ob ich Unterstützung brauchte. Irgendwie war es schön, dass er sich solche Sorgen um mich und das Kind machte.

„Ja, es ist alles in Ordnung und nein, ich brauche keine Hilfe. Du brauchst gar nicht fragen“, lächelte ich.

„Du kennst mich einfach schon zu gut“, lachte er und nahm mich kurz in den Arm.

„Nicht wirklich, aber du fragst immer das Gleiche.“

„Stimmt wohl. Tut mir leid, ich muss jetzt auch los, sonst komme ich noch zu spät.“

„Hast du einen Termin?“, fragte ich neugierig und wusste, dass es mich eigentlich gar nichts anging.

„Ich habe ein Date, also eigentlich nichts Wichtiges. Ich möchte aber trotzdem nicht zu spät kommen“, erklärte er mir, ließ mich dann los und ging zu seinem Wagen.

Seine Worte waren irgendwie wie ein Stich, doch ohne mir etwas anmerken zu lassen, wünschte ich ihm viel Spaß. Zwei Minuten später war er auch schon verschwunden. Als ich auf den Weg zu meiner Schwester war, versuchte ich für mich selber herauszufinden, warum es mir so zusetzte, dass er ein Date hatte. Eigentlich sollte es mir egal sein. Wir waren nur Freunde, nicht mehr und nicht weniger! Aber ich verspürte das starke Bedürfnis, ihn ganz allein für mich haben zu wollen und mit niemanden zu teilen.

Eine knappe halbe Stunde später fuhr ich auf die Einfahrt meiner großer Schwerster. Ich sah, wie die Kinder draußen im kleinen Garten spielten und ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Es war schön sie zu beobachten, wie sie herumhüpften, lachten und ihren Spaß hatten. Ich stieg aus und im gleichen Moment öffnete sich auch schon die Haustür. Angela stand dort mit einem breiten Grinsen und als ich sie endlich erreichte, schloss sie mich herzlich in ihre Arme.

„Es ist so lange her, Schwesterchen. Wie geht es dir und warum um alles in der Welt hast du dich so selten gemeldet?“

Angela betrachtete mich eingehend. Sie war immer so besorgt um ihre Familie. Wenn sie nicht jede Woche etwas von einem hörte, machte sie sich gleich Sorgen. Teilweise fand ich das ganz schön nervig, doch so war sie eben und ich liebte sie dafür.

„Es geht mir gut, Angela. Ich hatte nur viel zu tun und hab vergessen dich anzurufen“, versuchte ich sie zu beschwichtigen.

„Du sollst dich doch aber schonen, das hat der Arzt doch gesagt. Was bitteschön hattest du denn dringendes zu tun?“

„Angela, ich habe einen Club und ich muss regelmäßig dort erscheinen, um Dinge zu erledigen, die Mandy nicht für mich machen kann. Der Kleinen geht es gut und es ist ja auch nicht so, dass ich mich gar nicht mehr bewegen darf“, erklärte ich ihr.

„Natürlich, aber du sollst....“

„Angela, bitte. Ich bin nicht hergekommen, um mir eine Moralpredigt anzuhören. Die hatte ich schon von Mum.“

„Tut mir leid, aber es ist doch auch wahr, du tust ja eh nie das, was dir gesagt wird“, sagte sie kopfschüttelnd und zog mich wieder in ihre Arme.

„Manchmal schon“, murmelte ich ganz leise.

„Tante Bella! Tante Bella!“, schrien zwei kleine Wirbelwinde ganz aufgeregt.

„Vanessa, Linus, da sind ja meine beiden großen Lieblinge“, begrüßte ich sie und breitete meine Arme aus. Die beiden sprangen mich förmlich an, was Angela erfolglos zu unterbinden versuchte.

„Tante Bella, endlich bist du hier und wir können Plätzchen backen“, riefen Vanessa und Linus im Chor.

„Ja, das können wir wohl“, lachte ich.

Die beiden nahmen jeder eine Hand von mir und zogen mich dann in die Küche meiner Schwester. Die nächsten drei Stunden war ich voll damit beschäftigt Teig zu kneten und auszurollen, damit die zwei ihn dann ausstechen konnten. Es machte mir Freude die beiden zu beobachten, wie sie voller Mehl am Küchentisch standen und ihren Spaß hatten. Angela hatte die Zeit genutzt und war Einkaufen gegangen. Doch wir unterhielten uns auch sehr angeregt, als sie wieder zuhause war. Die Zeit bei ihr verging schneller als erwartet und ich musste irgendwann wieder nach Hause. Die paar Stunden bei ihr und den Kindern zu verbringen, haben mich abgelenkt und für einen Moment konnte ich meine, zum größten Teil, unausgesprochenen Sorgen vergessen.

Die nächsten Tage verbrachte ich viel Zeit im Club. Es gab eben den ganzen Schriftverkehr, den Mandy nicht für mich erledigen konnte, aber es störte mich nicht und ich war wenigstens für einige Zeit mit meinen Gedanken bei der Arbeit.

An dem Freitagabend, an dem ich nicht zuhause geblieben war, sah ich ein bekanntes Gesicht auf der Tanzfläche. Besser gesagt, einen fast bronzefarbenen Haarschopf. Er hielt eine dunkelhaarige Frau in seinen Armen und küsste sie. Sie tanzten zusammen, hatten ihren Spaß. Selbst der Versuch mir einzureden, dass es nicht Edward war, ging in dem Moment schief, als ich Alice sah, die mit einem bösen Blick neben ihren Bruder stand und ihm anscheinend eine Moralpredigt hielt. Dieser Anblick, ihn mit einer anderen zu sehen, tat irgendwie weh. Es war eine Sache zu wissen, dass er sich mit anderen Frauen traf, aber es dann auch noch selbst zu sehen, war eine völlig andere! Hinzu kam ja auch noch, dass wir nicht einmal zusammen waren, sondern einfach nur Freunde. Wobei, wenn ich wirklich ehrlich zu mir selber war, war er für mich inzwischen schon mehr als nur ein Freund. Allerdings wollte ich mir das einfach nicht eingestehen. Angela würde jetzt bestimmt sagen „Alter Dickkopf, mach doch einfach mal deine Augen auf und hör auf dein Herz, dann weißt du wie wichtig er dir geworden ist.“ Aber meine Schwester war nicht da und so konnte ich einfach so tun, als ob ich das alles nicht mit angesehen habe und gar nichts davon wusste. Es war dumm, aber es half mir irgendwie. An diesem Abend vermied ich es tunlichst nach unten zu gehen und verbarrikadierte mich stattdessen in meinem Büro und arbeitete. Doch auch wenn ich versuchte nicht andauernd durch das große Fenster nach unten zu sehen, so erwischte ich mich trotz allem das eine oder andere Mal dabei.


*~*~*


Am nächsten Morgen klingelte es an meiner Haustür. Ich schaute durch den Türspion und öffnete seufzend die Tür. Ich hätte es lieber lassen sollen!

„Guten Morgen, ich hab Brötchen mitgebracht“, lächelte Edward gut gelaunt.

„Weswegen?“ Fragend schaute ich ihn und hätte eigentlich wissen müssen.

„Zum Frühstücken! So wie jeden Samstag.“

„Edward, das ist wirklich lieb, aber ich hab schon was gegessen.“

„Was ist los? Hab ich irgendwas falsch gemacht?“ Sein Blick bohrte sich in meinen und ich schüttelte meinen Kopf. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er Gedanken lesen konnte. Woher sollte er sonst immer solche Fragen stellen?

„Nein, du nicht.“

„Was hast du dann?“

„Ist das wirklich so wichtig?“

Warum konnte ich nicht auch einmal meinen Mund halten? Jetzt wollte er genau wissen, was ich hab und ich wollte nicht darüber reden. Wirklich wissen tat ich es selber nicht und erklären.... Es war doch wirklich zum gegen die Wand laufen!

„Bella? Geht es dem Kind nicht gut? Kann ich dir irgendwie helfen?“

Ich könnte heulen. Denkt er eigentlich immer nur an das Kind? Könnte nicht auch mal etwas mit mir sein? Nein!

„Dem Kind geht es gut und nein, du kannst mir nicht helfen. Lass mich bitte allein.“

Ich rieb unbewusst über meinen gewölbten Bauch und kämpfte mit den Tränen. In letzter Zeit war ich sehr nah am Wasser gebaut und deshalb auch in vielen Situationen sehr emotional veranlagt.

„ Bella....“, seufzte Edward, trat einen Schritt auf mich zu und zog sanft mich in seine Arme. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und konnte meine Tränen nun nicht mehr zurückhalten. Nicht einmal wirklich wissend, warum ich überhaupt weinte. Das Gefühl gehalten zu werden war angenehm und vermittelte mir irgendwie, dass ich nicht ganz allein war. Sicherlich waren auch noch Angela und meine Eltern da, aber dieses bestimmte Gefühl konnten sie mir nicht geben. Edward jedoch schaffte genau das.

„Geht´s wieder?“, fragte er leise und strich weiterhin beruhigend über meinen Rücken.

„Ja“, schniefte ich, blieb allerdings genau so stehen, wie ich war. Eng an seine Brust geschmiegt.

„Was ist nur los mit dir?“, hörte ich ihn murmeln, so, als ob es eigentlich gar nicht für meine Ohren bestimmt war.

Kapitel 4

~~Isabella Swan~~


Die Zeit verging relativ schnell, doch ich merkte, dass mir langsam die Luft ausging. Es war noch nicht einmal Mitternacht und ich könnte mich so hinlegen und schlafen. Der Tag war einfach zu lang für mich gewesen. Irgendwie ärgerte mich das, aber auf anderen Seite sollte ich mich auch nicht zu überbelasten. Allein schon wegen meinem Kind! Jedoch war das eine Gratwanderung, herauszufinden, wie viel ich arbeiten konnte und wo ich aufhören musste. Ob ich es nun wollte oder nicht, es war einfach besser, wenn ich nach Hause gehe und mich schlafen legen würde.

Seit einer Stunde saß ich nun schon in meinem Büro. Die Musik drang, jedoch nicht so laut, selbst hier hin. Auch wenn ich nichts tat außer auf meiner Couch zu sitzen und durch das Fenster hinunter in den Club zu starren, so tat mir doch alles weh. Ich hatte das Gefühl, meine Muskeln wären aus Stahl. Jede Bewegung schien zu schmerzen und mein Wunsch, mich endlich schlafen legen zu können, wuchs von Minute zu Minute. Und doch war es schön die Leute zu beobachten. Wie sie tanzten und sich zu der Musik bewegten, oder an der Bar standen und sich unterhielten, tranken und ihren Spaß hatten. Die VIP-Lounge war von hier aus genauso einsehbar. Dort war es wie immer ruhig. Die Leute saßen in ihren Sitzgruppen beieinander, tranken ihre Cocktails und unterhielten sich. Nichts, was wirklich sehenswert wäre. Nun, wenn man mal von der Highsociety absah, aber eigentlich waren es auch nur Menschen, die mehr oder weniger regelmäßig in meinen Club kamen. Allerdings sah ich dort auch einen blonden Haarschopf, der mir sehr bekannt vor kam und der dort nichts zu suchen hatte. Ich nahm mein Telefon zur Hand, wählte die Nummer von Sam und wartete bis er endlich abnahm.

„Ja, Boss?“, meldete er sich nach einer gefühlten Ewigkeit.

„Sam, sorge dafür, dass Tanya aus der VIP Lounge verschwindet. Sie soll sofort in mein Büro kommen.“

„Wird gemacht, Boss. Ich bring sie dir gleich“, versicherte er mir und legte auf.

Ich schaute nach unten und beobachtete das Geschehen. Sam war gut auszumachen, groß wie er war und in dem schwarzen Anzug. Er war der Chef der Security meines Clubs! Zehn Männer standen unter seinem Kommando und ich muss gestehen, ihm würde ich sogar mein Leben anvertrauen.

Ich sah das Tanya ihn anschrie und sich wehrte und damit die Aufmerksamkeit der herumstehenden Leute auf sich zog. Sie wollte anscheinend nicht zu mir kommen, doch es war einfach zwecklos gegen Sam anzukämpfen. Er warf sie sich über die Schulter und kam in meine Richtung. Innerlich machte ich mich schon für das Gespräch mit ihr bereit und obwohl mir absolut nicht danach zu mute war, würde ich es führen. Das war mein Job! Es ging um sehr viel mehr für mich, als einfach nur um Freundschaft.

Als es nach einer Ewigkeit, welche eigentlich nur knappe drei Minuten waren, an meiner Bürotür klopfte, trat Sam ein und setzte Tanya vor mir ab.

„Soll ich hier bleiben, Boss?“, wollte er wissen und musterte Tanya argwöhnisch.

„Nein, schon okay. Sollte etwas sein, wirst du es wissen“, versicherte ich ihm zuversichtlich.

Er nickte bloß und verschwand. Tanya stand vor mir, eine Mischung aus Ärger und Verzweiflung stand in ihrem Gesicht geschrieben. Minutenlang herrschte einfach nur eine schweigende Stille. Keiner von uns sagte auch nur ein Wort. Wir schauten uns an, doch mehr taten wir nicht.

„Was ist los mit dir?“, verlangte ich zu wissen und brach dadurch das Schweigen.

„Keine Ahnung“, flüsterte sie und wandte ihren Blick Richtung Boden.

„Tanya, das glaube ich dir nicht! Ich kenne dich, aber das was du mir hier zeigst, was du heute Morgen abgezogen hast, das bist nicht du! Ich will die Wahrheit wissen, was ist los?“

„Das würdest du nicht verstehen“, wich sie meiner Frage aus.

„Meinst du, ja? Versuch es doch einfach mal“, forderte ich und schaute sie erwartungsvoll, jedoch auch ärgerlich zugleich an.

Tanya sah geknickt auf und zuckte zusammen, als sie mich anschaute. Ich war sauer und enttäuscht, das konnte und wollte ich auch nicht verheimlichen! Sie war meine Freundin und bis heute dachte ich auch immer, sie wäre meine beste Freundin. Anscheinend habe ich mich in ihr getäuscht. Sie hatte sich verändert und meiner Meinung nach, nicht gerade zum positiven. Tanya hatte nicht nur mein Vertrauen missbraucht, nein, ich vermutete, dass sie mich auch angelogen hatte.

„Du willst es also wissen, ja? Die ganze Geschichte? Bella, dann sitzen wir hier morgen Abend immer noch“, fuhr sie mich an und verzog ihr Gesicht zu einer wütenden Maske.

„Ja, ich will es wissen und ja, die ganze Geschichte. Notfalls erzählst du es mir morgen oder übermorgen oder wann weiß ich, aber du wirst es mir erzählen. So wie du dich momentan verhältst, kannst du hier nicht arbeiten. Das kann ich nicht dulden! Du hast nichts an meinen Sachen verloren und du hast dich nicht mit meinen Angestellten zu streiten, über Dinge, die dich nichts angehen.“

„Natürlich, war doch klar, dass Mandy die Fakten verdreht“, stöhnte sie genervt und verdrehte ihre blauen Augen.

„Es war nicht nur Mandy, die mir von dem Vorfall erzählt hat. Und was interessiert dich eigentlich die VIP-Liste? Es geht dich nichts an, wer darauf steht und wer nicht. Diese Liste geht nur mich etwas an! Herrgott noch mal, wer bist du und was ist mit der Tanya passiert, die meine Freundin war?“

„Edward“, sagte sie einfach nur und zuckte mit ihre Achseln.

„Was ist mit Edward?“, wollte ich wissen und verstand nicht worauf sie hinaus wollte.

„Er hat mich verändert“, erklärte sie leise.

„Du willst mir sagen, dass Edward aus dir ein skrupelloses Biest gemacht hat? Tanya, das glaube ich nicht. Er scheint nett und sympathisch zu sein und keiner, der versucht Frauen zum negativen zu verändern.“

„Du kennst ihn also doch! Ich dachte, es wäre Zufall gewesen, dass ihr miteinander gesprochen habt, aber anscheinend hast du mich dann ja auch angelogen“, schnaubte sie wütend.

„Es war Zufall, auch wenn wir uns heute Morgen schon über den Weg gelaufen sind. Und warum um alles in der Welt, lässt du dich für einen Mann auf so ein Niveau herab? Ist er das wirklich wert? Sag es mir, Tanya?“

Meine Stimme hatte einen bedrohlichen Unterton angenommen, doch ich saß weiterhin auf meiner Couch und betrachtete Tanya, die nervös von einem Fuß auf den anderen tippelte. Ich hatte das Gefühl der ganzen Sache langsam näher zu kommen, ihren Gründen auf die Spur zu kommen.

„Weil ich ihn liebe“, flüsterte sie stotternd.

„Du liebst ihn?“

„Ja, verdammt. Ich liebe ihn und ich würde alles dafür tun, dass er es auch fühlt“, rief sie gereizt.

„Du gibt alles wegen deiner Liebe auf? Liebt er dich denn auch?“

„Er weiß es nur noch nicht“, konterte sie.

„Du willst ihm etwas aufdrängen, was er nicht will?“, fragte ich ungläubig und hoffte mich verhört zu haben.

„Nein! Er muss nur erst merken, was er an mir hat. Was er bei anderen Frauen nicht bekommen würde, aber bei mir schon.“

„Tanya, das ist der größte Schwachsinn den ich je gehört habe! So dumm bist du doch gar nicht. Wie bist du auf so eine Idee gekommen? Ist es wegen seines Geldes? Oder weil er zu einer Gesellschaftsschicht gehört, zu der du nie gehört hast?“

„Wieso sagst du das? Nur weil du reiche Eltern hast und ich nicht? Weil du dir immer alles leisten konntest? Deine Eltern zu dir halten und dir nicht in den Arsch treten? Ja, ich hätte gerne mehr Geld, aber deswegen interessiert Edward mich nicht. Es ist sein Aussehen und sein Charakter, der mich fesselt. Sicher, er hat Geld und ja, das ist toll, aber das ist nicht der Grund“, schrie sie aufgebracht und begann ruhelos durch mein Büro zu laufen.

Ich hatte einen wunden Punkt erwischt! Irgendwie freute mich das, denn es brachte meiner Erkenntnis etwas, doch auf der anderen Seite, machte es mich auf traurig meine Freundin so zu sehen, so etwas von ihr zu hören.

„Nein, Tanya, so meinte ich das nicht! Ich weiß genau wie sehr du dir immer gewünscht hast, mehr aus deinem Leben zu machen und mehr zu erreichen wie deine Eltern. Aber das ist nicht der richtige Weg. Edward ist nicht dein Ticket in eine bessere Welt! Du kannst es allein schaffen, dafür brauchst du keinen Mann. Verdammt, Tanya, was ist an Edward so toll? Was hat er, was ein anderer Mann dir nicht bieten könnte und jetzt sag mir nicht Geld.“

„Redet ihr immer über Leute, die nicht anwesend sind?“, erklang eine kalte Frauenstimme von der Tür.

Ich schaute zur Seite und entdeckte Edwards Schwester. Leise seufzte ich, denn ich hatte das Gefühl, es würde immer mehr Ärger geben.

„Gibt es ein Problem?“, fragte ich die junge Frau vor mir und versuchte ruhig zu bleiben.

„Eigentlich nicht, nein. Aber anscheinend doch, wenn ihr euch über meinen Bruder unterhaltet.“

„Das geht dich überhaupt nichts an“, zischte Tanya in ihre Richtung.

„Das sehe ich anders. Wenn es um Edward geht, dann kann ich ja wohl mitsprechen. Er ist mein Bruder und ich werde nicht zulassen, dass so ein geldgeiles Weibsbild ihn verletzt oder ihn ausnehmen will. Ihr beide seid doch auch nicht besser, als irgendwelche anderen Frauen, mit den er zu tun hatte“, keifte Alice.

„Moment mal. Ich für meinen Teil bin auf sein Geld überhaupt nicht angewiesen! Du stehst in meinem Büro! Und feierst deinen Geburtstag in meinem Club! Wenn du ein Problem mit mir hast, dann können wir das gerne klären, oder du kannst wieder gehen, aber rede nicht in diesen Ton mit mir!“

Ich war sauer. Was fiel dieser kleinen Person eigentlich ein? Sah ich aus, wie irgend ein billiges Flittchen? Ich hatte es nicht nötig auf einen Mann angewiesen zu sein! Ich hatte den Männern abgesagt. Es gab eben nicht den Richtigen für mich. Ich fand Edward nett, ja. Dass das allerdings ein Verbrechen in ihren Augen war, war mir nicht bekannt. Er war mein Nachbar, verdammt! Nicht mehr und nicht weniger!

„Ich habe nur ein Problem mit dir, wenn du die Finger nicht von meinem Bruder lässt und wenn du an sein Geld willst“, brüllte Alice.

„Schluss jetzt“, erklang eine sauer klingende, männliche Stimme.

Wir alle drei sahen in die Richtung, aus der die Stimme kam und vor uns stand kein geringerer als Edward. Ich bemerkte, dass Tanya einen anderen Gesichtsausdruck bekam. Sie schaute auf einen Schlag irgendwie unschuldig und verletzlich aus, ganz anders als noch vor einer Minute. Alice schnaubte wütend und ich..., ich schaute ihn einfach nur perplex an.

„Alice, hast du den Verstand verloren? Was willst du hier überhaupt?“, fragte Edward aufgebracht seine Schwester.

„Ich wollt mit der Geschäftsführung sprechen, allerdings habe ich diese beiden dann dabei erwischt, wie sie sich über dich gestritten haben. Die wollen doch beide genau das Gleiche, wie deine dummen Ex-Freundinnen.“

Edward schüttelte seinen Kopf und betrachtete die kleine, schwarzhaarige Person vor ihm.

„Du unterstellst Bella, dass sie hinter meinem Geld her ist, wenn ihr dieser Club gehört? Sie hat genug Geld, Alice. Du feierst in ihren Räumlichkeiten und du bist der Meinung, sie wäre auf mich angewiesen, wie meine Ex-Freundin? Herrgott, reg dich endlich ab und komm mal runter.“

„Bella ist was?“, piepste Alice schockiert.

Edward bekam ein wissendes Grinsen. Anscheinend ist ihm ein Licht aufgegangen. Ich hingegen verstand rein gar nichts mehr.

„Sie ist die Geschäftsführerin“, lächelte er seelenruhig.

„Was?“, piepste Alice erneut und ihre Augen weiteten sich erschrocken.

„Ihr gehört der Club, in dem du deinen 22ten Geburtstag feierst“, erklärte er ihr gelassen weiter.

„Nein“, entfuhr es seiner Schwester schockiert.

„Doch!“

„Nein, das kann nicht wahr sein. Du meinst, ich habe meiner Gastgeberin gerade unterstellt....“

„Ja, das hast du.“

„Stopp. Könnte mich mal bitte jemand aufklären, was hier gerade gespielt wird?“, fragte ich gereizt und schaute von einem zum anderen.

„Beruhige dich, Bella. Aufregung ist nicht gut für dein Baby. Meine kleine Schwester hat gerade kapiert, wem sie unterstellt hat hinter meinen Geld her zu sein“, erklärte er mir und lächelte süffisant.

„Na, das ist ja toll. Bei Bella wird sich entschuldigt und bei mir nicht?“, zickte Tanya. Weg war ihre unschuldige und verletzliche Miene.

„Du, Denali, hältst mal schön deinen Mund. Mit dir redet keiner“, herrschte Edward Tanya an.

„Bella?“, fragte sie mich mit extrem hoher Stimmlage.

„Edward, du kommst auch runter und bestimmst hier nicht über andere, okay? Das ist immer noch mein Club! Tanya, wir reden am besten morgen weiter. Wir klären das in aller Ruhe! Bitte gehe jetzt nach Hause“, wandte ich mich erst an Edward und dann an Tanya mit so ruhiger Stimme, die ich aufbringen konnte. Meine Freundin starrte mich nur entsetzt an.

„Du hast doch wohl gehört was Bella dir gesagt hat und jetzt seh zu, dass du verschwindest“, blaffte Alice sie an.

„Das Gleiche gilt auch für dich, Alice“, sagte ich nun ebenfalls zu der kleinen, schwarzhaarigen Person.

Augenscheinlich gefiel Tanya es gar nicht, dass sie gehen sollte, doch mit einem unverständlichen Gemurmel verschwand sie aus meinem Büro. Es interessierte mich in diesem Moment allerdings herzlich wenig. Ich musste mich beruhigen und das konnte ich mit ihr momentan einfach nicht.

„Es tut mir leid“, sagte Alice kleinlaut.

„Mach das nicht noch einmal, sonst warst du heute das letzte Mal hier“, antwortete ich ernst.

„Bestimmt nicht, versprochen! Bella, es tut mir wirklich leid. Es ist nur, Edward hat einfach ein Händchen für die falschen Frauen und diese Denali..., sie ist...“, versuchte sie mir zu erklären.

„Alice, wieso hab ich immer die falschen Frauen?“, zischte Edward empört, was mich schmunzeln ließ.

„Ist doch so. Du brauchst gar nicht zu tun, als ob es nicht so wäre“, zickte sie und tippte mit einem Finger gegen seine Brust.

„Du bist noch schlimmer wie Mum“, seufzte er und schaute auf seine, im wahrsten Sinne des Wortes, kleine Schwester hinab.

„Mum will nur das Beste für dich, genau wie ich“, konterte sie gelassen und hielt seinen Blick stand.

„Genau das ist es ja“, stöhnte er und fuhr sich mit einer Hand durch seine zerzausten Haaren.

„Schluss jetzt, bitte“, bat ich die beiden.

„Bella, ist alles in Ordnung mit dir? Du bist so blass“, wandte Edward sich besorgt an mich.

„Ich bin nur müde und mir tut alles weh , aber sonst ist alles in Ordnung, ja“, antwortete ich mit einem abgerungenem Lächeln.

„Ich bring dich nach Hause, Bella. Du solltest dich ausruhen“, sagte er bestimmt und fixierte mich mit seinem Blick.

Es war einfach zwecklos Edward davon zu überzeugen, dass ich genauso gut ein Taxi nach Hause nehmen konnte. Er meinte zu mir, dass er sich irgendwie dafür verantwortlich fühlte, weil er meinen Wagen ja kaputt gefahren hatte. Nach etwas mehr als einer halben Stunde hatte ich es aufgegeben. Es war einfach sinnlos. Er war stur und meine Nerven waren zu angeschlagen, um den noch länger stand zu halten. Außerdem hatte ich auch keine Lust mehr mich zu streiten. Einfach nur meine Ruhe, das wollte ich jetzt am liebsten haben, doch es würde wahrscheinlich noch dauern, bis ich endlich in meiner Wohnung sein würde und mich ins Bett legen konnte.

Während ich Mandy Bescheid gab, dass ich gehen würde und sie sich um alles weitere kümmern sollte, versuchte Alice ihren Bruder davon zu überzeugen wieder her zu kommen, denn immerhin hatte sie Geburtstag. Wenn ich noch nicht erwähnt hatte, dass Edward stur war, dann mache ich jetzt. Ich habe noch nie jemanden mit so vielen Argumenten um sich schlagen sehen, nur damit jemand zu dessen Geburtstag da sein würde. Wobei ich sie irgendwie verstehen konnte. Ich hatte meine Familie an so einem Tag auch gerne bei mir. Leider schien Edward aber keine große Lust mehr zu haben, nachdem er gegangen war, noch einmal her zu kommen. Auch das konnte ich irgendwie verstehen. Alles in allem hielt ich mich da raus und ging müde zum Eingang.

„Schönen Abend noch, Miss Swan“, verabschiedete mich einer der vier Türsteher.

„Euch auch, Jungs“, lächelte ich und trat an ihnen vorbei.

Es war August und die Nacht war schon etwas kühl. Ich zog meine Jacke etwas enger um mich, hielt meine Handtasche an meinen Bauch gedrückt und starrte in den Himmel. Sterne konnte ich leider keine erblicken, obwohl nirgends eine Wolke zu sehen war. Seufzend schaute ich mich um. Der Parkplatz war bis auf den letzten Platz besetzt. Autos fuhren immer wieder im Kreis, um eventuell doch eine begehrte Parkmöglichkeit zu ergattern.

„Da bist du ja, ich hab dich schon gesucht“, erschreckte Edward mich.

Ich drehte mich zu ihm um und nickte einfach nur. Er legte seinen Kopf schräg und betrachtete mich, dann schüttelte er leicht seinen Kopf und lächelte freundlich.

„Wollen wir?“

„Ja gerne“, erwiderte ich leise und folgte ihm zu seinem Wagen.