Disclaimer

Die Figuren gehören, mit ein paar Ausnahmen, SM. Ich habe sie mir nur für diese Story ausgeliehen und verdiene hiermit auch kein Geld. Die Idee zu dieser Story, ist allerdings mein Eigentum.

Zusammenfassung:

Bella hat sich künstlich befruchten lassen und bekommt ein Kind. Den Samenspender und damit wirklichen Vater, kennt sie gar nicht. Doch was passiert, wenn plötzlich der Nachbar, der so freundlich gewesen war und sie zur Geburt ins Krankenhaus gefahren hat, als Vater des Kindes abgestempelt wird? Eine Verwechslung, die ihre Folgen hat...

Montag, 25. Juli 2011

Kapitel 7

Isabella Swan




Edward hatte mich davon überzeugt mit seinem Wagen zu fahren, da dieser angeblich größer und bequemer für mich wäre. Dies war zwar nicht wirklich der Fall, aber ich gab auf und war insgeheim auch froh, nicht selber fahren zu müssen. Am Steuer war der dicke Bauch dann doch ziemlich hinderlich.

Als wir den Babymarkt endlich erreicht hatten, fing das ganze Drama „Kinderzimmer“ eigentlich erst richtig an. Hätte ich auch nur die geringste Ahnung davon gehabt, was mich hier erwarten würde, hätte ich diesen Einkaufsbummel bestimmt noch ein paar Wochen verschoben. Überall standen diverse Modelle von Kinderzimmereinrichtungen in verschiedenen Ausführungen und mir stellte sich die Frage, wie um alles in der Welt, sollte man da das Richtige finden?

Bella, nach was wollen wir als Erstes schauen?“, fragte Edward mich erwartungsvoll und wirkte fast so, als ob er selber wieder zu einem Kind mutieren würde!

Zumindest ihm schien das Ganze irgendwie Spaß zu machen. Ratlos schaute ich durch den riesigen Raum.

Vielleicht bei den Betten? Geh doch schon mal vor, ich komm gleich nach“, lächelte ich unbeholfen.

Edward nickte, schaute mich etwas skeptisch an, doch er ging schließlich zu der Auswahl an Babywiegen. Ich sah, dass er immer wieder zu mir schielte, aber meine Füße wollten sich einfach keinen Millimeter vorwärts bewegen. Es war fast so, als ob Panik mich überrollte und ich hatte keine Ahnung wieso! Ich kaufte heute ja nur das Kinderzimmer meiner ungeborenen Tochter ein. Es war doch gar nicht so schlimm! Das Einzige, was dabei vielleicht nicht normal aussehen mag, war für mich, dass Edward dabei war, er es fast für selbstverständlich ansah, mir zu helfen. Auch wenn es eigentlich nur ein paar Minuten waren, hatte ich das Gefühl, für Stunden an der selben Stelle zu stehen. Meine Hände begannen leicht zu zittern und Wärme stieg in mir auf. Unbehaglich zumute stand ich da und könnte am liebsten heulen. Und ich hatte nicht die geringste Ahnung was los war, was mich aufhielt und warum ich einfach nur da stand und nichts machte. Bevor ich Edward kannte, war ich doch sonst nie so unsicher in meinen Emotionen. Lag es daran, dass ich schwanger war oder erweckte er meine tief verborgenen Empfindungen wieder auf?

Meine Starre löste sich erst, als eine warme Hand meine umschloss. Mein Blick wanderte hoch und traf warme, grüne Iriden.

Komm, wir gehen zusammen, andernfalls muss ich das Kinderzimmer alleine aussuchen und ich glaube, du hast einen anderen Geschmack als ich“, sagte Edward leise neben mir und lächelte mich aufmunternd an.

Leicht zog er mich zu den Babywiegen. Wie sollte ich mich da nur entscheiden?

Wie findest du diese?“, fragte er mich und zeigte auf eine schlichte, Birkenfarbende Wiege.

Schön, ich glaube, die ist es“, sagte ich etwas nachdenklich.

„Bella, du sollst dir nicht die Erstbeste aussuchen“, meinte Edward und schaute mich skeptisch an.

Mir gefällt sie aber und sie passt zum Zimmer“, antwortete ich leicht zickig, was ihn zum Schmunzeln brachte.

Gut, dann eben die. Ich gehe und hole einen der Verkäufer.“ Mit diesen Worten war er auch schon verschwunden.

Ich wartete auf ihn und schaute mich währenddessen noch einmal genauer um. Ich fand eine Babywiege, die man nach einiger Zeit auch zu einem kleinen Kinderbett umbauen konnte. Auch in Birkenholz, aber irgendwie passender. Als Edward mit einem jungen Verkäufer zurückkam, lächelte er.

Du hast dich umentschieden, ja?“

Ich nickte ihn grinsend an.

Ja, die passt besser. Du hast einen guten Geschmack.“

Der Verkäufer notierte sich die Nummer des Möbelstücks und beriet uns darin, was so ein Kinderzimmer angeblich alles brauchen würde.

Auf jeden Fall, brauche ich noch einen Schrank. Irgendwo muss ich ja die Klamotten unterbringen“, erklärte ich den beiden und ging zu den Schränken.

Miss, wenn Sie dieses Modell nehmen, könnte Ihr Kind es später auch noch im Kinderzimmer stehen haben und Ihr Mann...“, er hielt inne, als er Edwards Blick sah.

Wir nehmen das Modell, welches meine Frau haben will und nicht das, was Ihrer Meinung nach am besten passen würde“, sagte Edward kalt zu dem Verkäufer. Mir zwinkerte er leicht zu.

Er nannte mich seine Frau. Doch seufzend gestand ich mir ein, dass er das wohl nur wegen dem Verkäufer machte.

Was hältst du hiervon, Liebes?“, fragte Edward mich und zeigte auf einen nicht ganz so wuchtigen Schrank.

Das passt besser, ja, aber es ist noch nicht so ganz das Richtige.“

Langsam ging ich den Gang weiter entlang, schaute mir die unterschiedlichsten Modelle an und entschied mich, nach einer halben Ewigkeit, für ein passendes Objekt. Edward hielt mittlerweile wieder meine Hand und lächelte nickend, als ich ihm meine Wahl zeigte.

Der ist perfekt, Liebes“, flüsterte er leise in mein Ohr und gab mir dann einen leichten Kuss auf die Wange. Ich spürte, wie das Blut in mein Gesicht kroch und die Wärme, die sich im ganzen Körper ausbreitete. Eine leichte Gänsehaut bedeckte meine Haut und das Kribbeln im Bauch wuchs an.

Den wollen wir haben“, sagte Edward bestimmt zum Verkäufer, welcher nur nickte und meiner Begleitung einen missgelaunten Blick zuwarf.

Eine Stunde später und mit einer Kinderzimmereinrichtung reicher, machten wir uns auf den Heimweg. Ich hatte keine Ahnung, wie Edward die ganzen Kartons in seinen Wagen bekommen hatte, doch ich war froh, dass er bei mir war. Er schleppte auch alles ohne zu murren, von der Tiefgarage nach oben in meine Wohnung. Na gut, der Fahrstuhl erleichterte ihm die mühsame Plackerei schon ein wenig.

Am nächsten Morgen stand Edward um Punkt halb neun bei mir vor der Haustür und klopfte. Ich wusste auch ohne zu schauen, dass er es war. Er hatte gestern versprochen, mir beim Aufbauen der Möbel zu helfen. Alleine hätte ich das ja nie geschafft, mit Sams Hilfe vielleicht schon eher.

Lächelnd öffnete ich die Tür und sah direkt in eine Papiertüte, aus der es wunderbar roch.
Guten Morgen, Liebes“, sprach es hinter der Tüte.
Schnell öffnete ich das Papier und sah nur noch die verlockend duftenden Vanilleherzen.
Diese waren ja so unglaublich lecker. Ganz fluffiger Teig mit einer cremigen Vanillefüllung in Form eines Herzens. Meine Heißhungerattacke meldete sich heftig zurück.

Guten Morgen, komm rein, aber nur wenn ich die Herzen kriege“, meinte ich todernst.

Edward lachte ausgelassen, entzog aber meinen Augen die Tüte und zwang mich vorsichtig, ihm in die Augen zu schauen.

Du bekommst ein Herz und das ist meins!“

Seine Worte waren nicht lauter als ein Lufthauch und dann spürte ich ganz leicht seine Lippen auf meinen.

Kapitel 6

Isabella Swan




„Was ist nur los mit dir?“


Dieser Satz verfolgte mich regelrecht. Vor zwei Tagen, als er mich im Arm gehalten hatte, verlangte er keine Antwort auf diese Frage. Ich wäre auch nicht in der Lage gewesen ihm eine zu geben, aber wenn ich nicht bald eine Antwort darauf finden würde, würde ich anfangen an mir selber zu zweifeln. Was war los mit mir? Lag das alles nur an der Schwangerschaft? Konnte man sich denn derart verändern? So recht glauben konnte und wollte ich das nicht. Es musste einfach einen anderen Grund dafür geben. Irgendetwas, nur nicht die Schwangerschaft. So sehr konnte die einem ja wohl emotional nicht verändern.

Wir hatten am Samstag zwar zusammen gefrühstückt, allerdings über belanglosere Dinge gesprochen. Jeder vermied irgendwie dieses Thema und wir schlichen dabei wie zwei Katzen um den heißen Brei herum. Man spürte diese elektrische Spannung, die sich aufgebaut hatte. Seit dem Tag hatte ich Edward nicht mehr gesehen. Heute war Montag und ich musste zur Vorsorgeuntersuchung. Es war nicht so, dass ich mich nicht darauf freute einen Blick auf mein Baby zu erhaschen, wenn der Arzt eine 3D Aufnahme machen würde, aber irgendwie... Nein! Es gab kein irgendwie. Ich freute mich darauf! Mein Termin war in zwei Stunden. Ich hatte also noch genügend Zeit.

Auf ungelöste Fragen konnte ich irgendwann anders eine Antwort finden. Jetzt hatte ich nicht vor, mir den Kopf über Dinge zu zerbrechen, auf die ich wohl möglich nicht einmal eine Antwort finden würde. Wie sollte ich auch? Alle Fragen drehten sich um meine Gefühle zu Edward.

Ich stellte meine Anlage an und legte eine von meinen Enya CDs ein. On your Shore drang in meine Ohren und ich bewegte mich ganz gemächlich im Takt dazu durch meine Wohnung. Im Schlafzimmer angelangt, öffnete ich lächelnd meinen Kleiderschrank und durchstöberte meine Klamotten. Ich wollte etwas bequemes anziehen, was aber auch nicht nach Wohnzimmerwohlfühllook aussah. Es wurde schließlich eine von meinen Umstandshosen in schwarz und ein langer dunkelroter Pullover. Dazu suchte ich mir noch schwarze Stiefel raus, die schön warm waren. In letzter Zeit, oder besser gesagt, immer zu dieser Jahreszeit, litt ich unter kalten Füßen.

Der Musik lauschend kochte ich mir noch einen Schwarzbeertee und setzte mich zufrieden ins Wohnzimmer. Eine halbe Stunde später musste ich auch schon los. Ich hatte wirklich viel Zeit beim Anziehen verschwendet.

Als ich schließlich die Arztpraxis von Dr. Connel erreichte, war ich wirklich mal überpünktlich. Die Sprechstundenhilfe lächelte mir freundlich zu und bat mich noch einen Moment im Wartezimmer zu warten. Wen ich dort traf, überraschte mich ehrlich gesagt. Alice und Jasper Hale saßen dort und unterhielten sich. Ich nahm auf einen dieser ungemütlichen Stühle Platz und atmete einmal tief durch.

„Bella?“, erklang Jaspers Stimme.

„Hallo“, lächelte ich ihm zu und begrüßte auch Alice.

„Du kennst sie?“, fragte Alice ihn überrascht.

„Natürlich, wer kennt Bella nicht?“, lächelte er und strich ihr über die Hand.

„Jazz, ich kenn sie nicht“, antwortete sie gereizt.

„Ich denke schon, dass du mich kennst, immerhin hast du mich in meinem Club  runtergemacht“, erklärte ich nüchtern.

Alice lief rot an und die Erkenntnis war ihr anzusehen.

„Tut mir leid. Wirklich, ich...“, sie hielt inne und schien nach Worten zu suchen.

„Ich hab dich nicht erkannt“, flüsterte sie peinlich berührt.

„Schon in Ordnung.“

„Wie geht es dir? Edward hat erzählt, du hättest dich ihm gegenüber verändert“, erzählte Jasper mir und schaute mich gleichzeitig fragend an.

„Mir geht es gut, danke.“ Leicht musste ich lächeln, doch ich versuchte es zu unterdrücken und wusste nicht einmal wirklich wieso ich das tat.

„Edward redet mit dir über sie?“, fragte Alice ihn erstaunt.

„Ähm... es kam schon vor, ja.“ Jasper schaute demonstrativ in eine andere Richtung.

„Na toll und mir erzählt er, er hätte kaum noch Kontakt mit ihr“, schnaubte Alice.

„Würde ich an seiner Stelle auch machen“, murmelte Jasper. Ich hingegen verfolgte ihren Wortwechsel wie ein Tennisspiel. Immer von einem zum anderen den Kopf bewegend.

„Ich hasse diese Geheimnistuerei. Bella, hältst du das auch geheim?“ Erwartungsvoll lag Alices Blick auf mir.

„Nein, wir sind einfach nur Freunde und Nachbarn“, lächelte ich unsicher.

„Na wenigstens etwas. Warte mal, du bist ja schwanger“, rief sie überrascht aus.

„Ja?!“ Ich schaute sie verwirrt an, da ich keinen Schimmer hatte, was sie auf einmal hatte.

„Ich hätte auch irgendwann gern ein Kind, weißt du. Aber Jasper will davon noch nichts hören“, erzählte sie mir und warf Jasper, welcher wohl mit ihr zusammen war, einen bösen Blick zu.

„Alice, bitte“, stöhnte dieser fast verzweifelt.

„Was denn?“, keifte sie und zog eine Sekunde später einen Schmollmund. Ich war mir zwar nicht sicher, aber irgendwas kam mir an dieser Person seltsam vor.

„Müssen wir jetzt hier darüber reden?“, wollte er wissen und warf mir einen entschuldigenden Blick zu.

„Nein, es hat ja eh keinen Zweck mit dir zu streiten.“ Sie streckte ihm frech die Zunge raus und lächelte ihn anschließend verliebt an.

„Miss Cullen, der Doktor erwartet Sie“, sagte eine Sprechstundenhilfe, als sie das Wartezimmer betrat. Alice sprang auf, gab ihren Freund einen Kuss und verschwand.

„Bella, darf ich dich was fragen?“ Jasper schaute mich fragend an und ich nickte als Antwort.

„Du magst doch Edward, oder?“ Ich nickte nur, aber das schien ihm genug zu sein, denn er fuhr fort.

„Warum lässt du dann zu, dass er sich mit irgendwelchen Frauen trifft, die nur hinter seinem Geld her sind?“

Seine Frage machte mich sprachlos. Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit.

„Jasper, das geht mich nichts an mit wem er sich trifft. Wir sind nur Freunde und ich mag ihn einfach als guten Freund.“

„Das glaube ich dir nicht, Bella.“

„Ach nein? Jasper, tut mir leid, aber ich wüsste nicht was dich das angeht. Ob Edward und ich bloß Freunde sind oder zusammen ins Bett hüpfen, ist ganz allein unsere Sache. Wenn er sich mit Frauen treffen möchte, dann ist das seine Sache. Ich kann ihm doch keine Vorschriften machen, wie er zu leben hat.“

„Bella, sei mir nicht böse, aber du bist schwanger und Edward hat gesagt, dass du keinen Freund, Mann oder Lebensgefährten hast. Es muss ja wohl einen gegeben haben, sonst wärst du nicht schwanger, aber jetzt hast du keinen an deiner Seite. Allerdings hast du einen Mann vor dir, der alles für dich tun würde und du ignorierst ihn. Tut mir leid, aber das verstehe ich nicht.“

Ich schaute ihn perplex an und hatte bei dem „...er würde alles für dich tun...“ aufgehört zuzuhören. Hatte ich das gerade wirklich so verstanden? Oder ich hatte ich mich getäuscht?

„Er würde alles für mich tun? Hat er dir das etwa  erzählt?“, wollte ich von ihm wissen und betrachtete ihn nur mehr misstrauisch.

„Hab ich das gesagt?“, fragte er unsicher.

„Ja, gerade eben. Woher willst du das wissen?  Wenn er anscheinend alles für mich tun würde, warum trifft er sich dann mit anderen Frauen....“, er unterbrach mich mit einem „Er wollte wissen, wie du reagieren würdest.“

„Er wollte mir also weh tun, wie alle Männer! Danke, aber auf solch einen Mann kann ich dankend verzichten.“

„Du hast mich falsch verstanden, Bella. Er will dich nicht verletzten, dafür macht er sich viel zu viele Gedanken um dich und das Kind. Ehrlich gesagt war das eine Idee von einem Freund. Er meinte irgendwas von Eifersucht, würde sie schon merken lassen, was sie an dir hat. Also... ach nicht so wichtig. Edward hatte nicht einmal wirklich eine Chance etwas dagegen zu tun“, versuchte Jasper mir zu erklären.

„Nun, es sah zumindest nicht so aus, als ob er nicht seinen Spaß gehabt hätte und außerdem hat ihn auch niemand zu seinem Date gezwungen.“, zischte ich.

„Du meinst wegen dem Kuss?“ Ein wissendes Lächeln breitete sich auf seinen markanten Gesichtszügen aus.

„Vielleicht.“

„Bella, sie hat ihn geküsst.“

„Es war ein Kuss, Jasper. Ob nun er sie oder sie ihn. Es spielt keine Rolle, es war ein Kuss. Und überhaupt, warum nimmst du ihn in Schutz?“

„Ich weiß jetzt zumindest das, was ich wissen wollte. Du siehst mehr in ihm als nur einen Freund und Nachbarn. Du würdest dich nicht so aufregen, wenn es nicht so wäre. Und ich nehme ihn nicht in Schutz, auch nicht, weil er bald mein Schwager wird. Du solltest dir vielleicht mal Gedanken darüber machen, wie wichtig er dir wirklich ist und glaube mir, er würde eine Frau nie absichtlich verletzten.“ Er schaute mich an und sein Blick ließ keinerlei Widerrede zu.

„Woher weißt du, dass er alles für mich tun würde?“, meine Stimme war leise und ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt eine Antwort darauf haben wollte.

„Weil er es mir gesagt hat. Er meint es auch so und er würde es dir beweisen, wenn du ihn bloß lässt.“

Die Tür zum Wartezimmer wurde wieder geöffnet und Alice trat gut gelaunt rein. Sie zwinkerte mir zu und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Jasper stand auf und reichte seiner Verlobten ihre Jacke.

„Vielleicht sehen wir uns ja bald mal wieder, Bella.“ Alice strahlte, nahm Jaspers Hand und beide verließen sie das Wartezimmer. Alice schien nicht verkehrt zu sein, wenn es nicht gerade um ihren Bruder ging.

„Miss Swan, der Doktor erwartet Sie“, holte mich die Sprechstundenhilfe. Ich nickte und folgte ihr in Richtung der Untersuchungsräume. Es folgten die üblichen Routinechecks, wie Wiegen, Urin- und Blutprobe abgeben, welches genau in den Mutterpass eingetragen wurden. Dann erst wurde ich ins Sprechzimmer von Dr. Connel gebeten. Nachdem er mich  vaginal abgetastet hatte, kam die Ultraschalluntersuchung dran.

Ich war total fasziniert, mein Kind auf den Bildschirm des Ultraschallgerätes zu sehen. Es sah wirklich aus wie ein Mensch! Augen, Nase, Mund, Ohren... ich als Laie konnte alles wunderbar erkennen.

„Sehen Sie Miss Swan, die Kleine winkt Ihrer Mutter zu“, lächelte der Arzt. Tränen sammelten sich in meinen Augen und der leise Wunsch jemanden an meiner Seite zu haben, der diese Augenblicke mit mir teilen würde, erwachte wieder einmal zum Leben. Dr Connel druckte mir ein Bild von der Kleinen aus und erinnerte mich nachdrücklich vorsichtig zu sein und mich nicht zu sehr zu belasten. Das Baby läge schon auf dem Muttermund und auch wenn die Medizin sehr fortschrittlich wäre, wäre es für das Kind besser von der Entwicklung her, wenn diese im Mutterleib stattfinden würde. Ich dürfte mich zwar noch bewegen, aber nichts mehr heben, was über 3kg wog und ich sollte viel liegen.

Als ich schließlich die Praxis verließ, dachte ich schon wieder an die Worte von Jasper. „Er würde alles für dich tun...“ hat er gesagt. Würde Edward das? Und warum sollte er das wollen? Es kam mir irgendwie unlogisch vor und half meinem innerlichen Chaos auch nicht wirklich weiter. Sicherlich hatte er mir die letzten Monate beigestanden, wenn man das so sagen konnte und er hatte mir zugehört, aber eben als Freund. Nur als Freund! Hat er mir das vielleicht alles nur vorgespielt? Könnte das möglich sein? Eigentlich wusste ich gar nicht mehr was ich denken sollte. Es war irgendwie alles so verwirrend für mich und ich hatte keine Ahnung, wie ich eine Antwort auf all meine Fragen finden sollte. Natürlich könnte ich Edward fragen, aber ich hatte Angst mich vor ihm zu blamieren und möglicherweise zu riskieren, dass er keinen Kontakt mehr mit mir haben wollte. Nein, das wollte ich nicht, also würde ich lieber schweigen. So konnte er mich nicht verletzten und ich brauchte keine Angst davor zu haben, dass er es tun würde. Das schien mir in diesem Moment eine gute Lösung zu sein. Ich würde einfach alles so lassen wie es war und sehen was passieren würde. Wenn er wirklich etwas für mich empfand, außer Freundschaft, dann würde er es mir doch sicherlich irgendwann sagen! Zumindest hoffte ich das.

Am Abend saß ich auf meiner Couch und hielt das Bild meiner kleinen Tochter in der Hand und betrachtete es lächelnd. Wie wohl die Zeit mit ihr sein würde, wenn sie endlich da wäre? Würde ich eine gute Mutter sein? Und würde sie sich in ihrem Zimmer wohlfühlen? Zimmer! Entsetzt starrte ich zu einer der Türen. Ich hatte ihr Zimmer ja noch gar nicht fertig, geschweige denn überhaupt angefangen. Sie brauchte doch ihren eigenen Raum mit einem Bettchen und einer Wickelkommode, verdammt. Wie konnte mir das nur passieren, dass ich das vergaß?
Aber alleine würde ich das nie fertig bekommen. Seufzend rieb ich über meinen Bauch. Vielleicht sollte ich Angela fragen, ob sie Zeit hätte.

Ich holte mein Telefon und rief bei ihr an. Nach dem dritten Tuten nahm meine Schwester ab.

„Angela? Ich bins, Bella.“

„Was gibt es, ist alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt klingend.

„Ja, eigentlich schon. Angi, ich wollte dich was fragen. Ich muss doch noch das Kinderzimmer für die Kleine machen und bräuchte Hilfe“, erklärte ich ihr.

„Natürlich helfe ich dir. Hast du denn schon alles dafür zusammen?“

„Nein. Ich muss alles noch einkaufen, das Zimmer ausräumen, dann noch streichen und was sonst noch so gemacht werden muss.“

„Ich kann morgen vorbei kommen und dir beim Ausräumen helfen, aber streichen werde ich nicht. Du weißt, in was für einem Chaos das enden wird“, lachte sie.

„Das wäre mir erst einmal Hilfe genug. Du bist ein Schatz, danke.“

„Kein Problem, wir sehen uns dann morgen. Bella, tut mir leid, ich muss jetzt aufhören. Vanessa und Linus nehmen, glaube ich, gerade das Badezimmer auseinander.“

„Schon okay, dann bis morgen.“

Etwas erleichtert legte ich auf. Wenigstens das Zimmer ausräumen konnte ich schon mal. Blieb nur noch die Frage, in welchen Farben sollte das Zimmer gestaltet werden? Und was brauchte man wohl für einen Säugling. Ich sollte mir langsam mal alles aufschreiben, damit ich auch ja nichts vergessen würde. Und so begann ich eine Liste anzulegen. Babywiege, Wickelkommode, Kleiderschrank...

Am nächsten Morgen stand Angela um Acht Uhr vor meiner Tür. Sie hatte Brötchen mitgebracht und meinte, sie wolle mal wieder richtig mit mir Frühstücken. Das taten wir auch ausgiebig und ich erzählte ihr, was der Arzt gesagt hatte. Sie war zwar entsetzt, allerdings durfte ich mir dann auch eine Standpauke anhören. Typisch Angi eben. Nach dem Frühstück begannen wir das zukünftige Kinderzimmer auszuräumen. Es war eh immer nur eine Art Abstellkammer gewesen, aber nun wusste ich was rein kommen würde.  Es war doch allerhand, was sich in den Jahren angesammelt hatte und wir sortierten aus,  was endgültig weg konnte und was man noch gebrauchen konnte. Nach vier Stunden waren wir fertig. Gegen Drei Uhr ging sie dann auch leider schon wieder, denn sie musste die Kinder aus dem Kindergarten abholen.

Ich hatte zwar keine Ahnung wie ich das, was ich alles noch brauchte, hier her bekommen sollte, allerdings würde ich bestimmt eine Lösung finden. Außerdem könnte ich ja auch schon mal in so ein Geschäft für Babyzubehör fahren und schauen was es da gab. Die Idee gefiel mir und rasch zog ich mir meinen Mantel über, schnappte mir meine Handtasche und ging lächelnd zum Fahrstuhl. Es dauerte einen Moment bis dieser endlich da war und als sich die Fahrstuhltüren öffneten, lächelte Edward mich an.

„Hallo“, begrüßte ich ihn und fühlte mich irgendwie unwohl in meiner Haut.

„Wie geht’s dir?“ Fragend lag sein Blick auf mir.

„Es geht mir gut. Ich soll zwar viel liegen wegen dem Baby, aber sonst geht es ihr gut.“

„Was ist mit dem Baby? Ist alles in Ordnung?“

Seufzend erzählte ich ihm was der Arzt gesagt hatte. Wenn ich eines über Edward wusste, dann dass er hartnäckig sein konnte, wenn er es denn wollte.

„Das ist natürlich nicht so schön. Wolltest du jetzt noch irgendwohin hin? Blöde Frage, entschuldige.“

„Ja, ich würde gerne die Sachen für das Kinderzimmer kaufen gehen, aber da ich noch nicht weiß, wie ich das alles hier her bekommen soll, werde ich wohl erstmal nur schauen, was es gibt“, erzählte ich ihm und seufzte schwach.

„Wenn du willst, könnte ich dir dabei helfen“, schlug er vor und lächelte irgendwie unsicher.

„Hast du kein Date?“ Ich hatte diese Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da hätte ich mich selber ohrfeigen können.

„Tut mir leid, das geht mich nichts an. Ich hätte das nicht sagen sollen.“ Ich schaute auf meinem Bauch und hoffte, die Fahrstuhltüren würden sich bald öffnen. Mir war meine eigene vorlaute Klappe peinlich.

„Schon in Ordnung. Bella, ich werde in nächster Zeit keine Dates mehr haben. Ich fühl mich irgendwie seltsam schlecht dabei, so als ob ich dich betrügen würde und das, obwohl wir nur befreundet sind. Ich weiß nicht wie ich das erklären soll, aber es ist so. Ich mag dich, Bella. Sehr sogar.“

Überrascht schaute ich zu ihm hoch. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Auf der einen Seite freute ich mich sehr über seine Worte, aber auf der anderen Seite... Ich hatte einfach Angst. Ich konnte das alles einfach nicht glauben. Gestern das Gespräch mit Jasper und jetzt das. Hatte Jasper vielleicht wirklich Recht gehabt? Ich wusste ja nicht einmal genau wie die beiden zueinander standen. Jasper war für mich in erster Linie ein Gast, aber er war in den Jahren auch zu einem Freund geworden.

„Warum weinst du denn? Hab ich was falsches gesagt?“, besorgt strich Edward mir Tränen aus dem Gesicht. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich angefangen hatte zu weinen. Ohne wirklich nachzudenken vergrub ich mein Gesicht an seiner Brust.

„Du hast nichts falsch gemacht, Edward“, schniefte ich an seiner Brust. „Ich weiß ja selber nicht was los ist.“

„Ach, Bella“, seufzte er und drückte mich ein wenig fester. Ich bemerkte, als ich meinen Kopf ein wenig zur Seite legte, um besser Luft zu bekommen, dass die Fahrstuhltüren sich öffneten und löste mich von Edward. Meine Füße trugen mich aus der kleinen Kabine und während des Laufens suchte ich in meiner Handtasche nach einem Taschentuch. Frustriert stellte ich fest, dass ich keine mehr bei mir hatte.

„Bella, es tut mir leid. Wirklich. Ich hätte vielleicht besser meinen Mund halten sollen, ich wollte dich nicht verletzten.“ Edward stand direkt vor mir und reichte mir ein Taschentuch. Dankend nahm ich es an und putzte mir etwas beschämt die Nase.

„Edward, du warst ehrlich und dafür musst du dich nicht entschuldigen. Aber ich möchte auch ehrlich zu dir sein. Du bist mir wichtig, ja, aber ich weiß nicht wie wichtig und ich weiß auch nicht was ich fühlen oder denken soll. Ich hab Angst und ich kann diese Angst und Unsicherheit nicht einfach ablegen. Ich kann jetzt nicht nur an mich denken, sondern muss auch an mein Kind denken.“ So gut ich konnte, versuchte ich das, was in mir vorging in Worte zu fassen. Ich war mir nicht sicher, ob es mir gelungen war oder nicht, aber ich hoffte, dass Edward mich eventuell verstanden hatte.

„Wovor hast du Angst?“

„Davor verletzt zu werden.“ Ich schaute auf den Boden und traute mich einfach nicht ihm ins Gesicht zu blicken. Ich spürte eine Hand an meinem Kinn und merkte, wie mein Gesicht angehoben wurde.

„Bella, von mir aus hast du alle Zeit der Welt, um mit dir ins Reine zu kommen. Werde dir bewusst, was du willst und ob du mich willst. Ich würde sehr gerne mit dir zusammen sein, aber es ist deine Entscheidung und wenn du mich nicht willst, werde ich es akzeptieren. Ich bin für dich da und wenn was ist, dann sag es einfach, okay? Du bist für mich mehr als nur eine Freundin und ich möchte, dass du weißt, dass mir völlig egal ist, von wem dein Kind ist. Ob du Kontakt mit dem Vater hast oder nicht.“ Er zog mich wieder in seine Arme und wenn meine Ohren sich nicht getäuscht haben, flüsterte er kaum hörbar „Ich will dich nicht verlieren“.

„Würdest du mir denn immer noch mit dem Kinderzimmer helfen?“, nuschelte ich meine Frage gegen seine Brust und spürte, wie diese anfing zu vibrieren, da er lachte.

„Natürlich, wenn du mir sagst was es wird?“  Er ließ mich los und strahlte mich an, was mir selbst ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

„Ein Mädchen!“

„Und wie wird sie heißen?“ Neugierde stand jetzt in seinen markanten Gesichtszügen, doch ich schüttelte vehement schmunzelnd meinen Kopf.

„Das verrate ich nicht!“
 

Mittwoch, 5. Januar 2011

Kapitel 5

3 Monate später

~~Isabella Swan~~



Die Zeit verging wie im Flug und ich wurde zusehends runder und unförmiger. Ich fühlte mich immer mehr wie eine wandelnde Tonne auf zwei Beinen! Mit Edward hatte ich weiterhin noch immer einen guten Kontakt. Wir trafen uns zum Essen oder auf einen DVD Abend oder unternahmen sonst irgendetwas miteinander. Er wurde zu einem wirklich guten Freund für mich und war anders als andere Männer, die ich kannte! Er war stets für mich da, wenn ich mal eine starke Schulter zum ausweinen oder einfach nur jemanden zum reden brauchte. Denn wenn ich ehrlich zu mir selber war, belastete es mich doch mehr, alleine zu sein, als mir lieb war. Ich war schwanger und allein, trotzdem freute ich mich riesig auf mein Baby. Noch drei Monate musste ich warten, bis ich es endlich in meinen Armen halten konnte, mich um sie kümmern konnte. Dies war ein großer Ansporn für mich und machte vieles wieder wett.

Mit Tanya hatte ich endlich das klärende Gespräch gehabt. Es endete anders, als ich es für möglich gehalten hätte. Sie liebte Edward sehr, doch das allein war nicht der Grund für ihre drastische Wesensveränderung. Ihr Ex-Freund hatte es wohl sehr zugesetzt, dass sie sich in einen anderen Mann verliebt hatte, den sie eigentlich gar nicht kannte. James war wohl so wütend gewesen, dass er zu Edward gefahren war und ihn verprügelt hatte. Allein das war schon ein Unding, doch er hatte seine Wut auch an Tanya ausgelassen, sie geschlagen oder eingesperrt. Sie war fertig mit sich selber und der Welt um sie herum, nur Edward schien für sie irgendwie ein Hoffnungsschimmer zu sein. Für ihn schien sie zu kämpfen, um nicht gänzlich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sie erzählte mir auch, dass sie nicht gekündigt hatte, sondern wegen James Verhalten ihr gekündigt wurde. Warum sie mir das nicht von Anfang an erzählt hatte, wurde ich auch erst Wochen später gewahr. Sie hatte sich geschämt und dachte, es würde mir nicht so auffallen, wenn sie mir die Geschichte erzählte. Alles in allem, hatte sie viele Probleme. Immerhin konnte ich Tanya davon überzeugen, dass sie James anzeigte, für all das, was er ihr angetan hatte.

Ich habe auch mit Edward darüber gesprochen, weil ich wissen musste, ob sie mich angelogen hatte oder nicht. Er erzählte mir, wenn auch sehr widerwillig, was passiert war und weshalb seine Mutter Tanya gekündigt hatte. So wusste ich wenigstens, dass ein Teil ihrer Geschichte stimmte und ich wünschte mir sehr, dass der andere Teil auch wahr war.

Im Club lief soweit alles recht gut. Mandy war mir eine riesige Unterstützung. Da ich von Zeit zu Zeit immer öfter fehlte, übernahm sie den größten Teil meiner Aufgaben mit. Sie machte ihren Job hervorragend und ohne sie, wäre es mir nicht möglich so oft abwesend zu sein. Es fiel mir zwar schwer zuhause zu bleiben und mich zu schonen. Aber es blieb mir nichts anderes übrig, da es eine Anweisung von meinem Arzt war, um das Kind nicht zu gefährden. Anscheinend lag die kleine Maus in meinem Bauch schon viel zu tief und um nicht eine frühzeitige Geburt zu haben, musste ich mich in einigen meiner Tätigkeiten einschränken.

Heute war der 24. November. Noch genau vier Wochen bis Weihnachten. Ich hatte also noch einen Monat Zeit, um Geschenke zu kaufen. Was meine Eltern, meine Schwester und ihre Familie bekommen würden, wusste ich schon ganz genau, doch was sollte ich Edward schenken? Ich wollte ihm eine kleine Freude machen, aber ich wusste einfach nicht womit. Oft überlegte ich, ob ich seine Schwester kontaktieren und sie um Rat bitten sollte, doch jedes Mal verwarf ich den Gedanken wieder recht schnell. Es sollte etwas persönliches sein. Etwas eigenes irgendwie.

Nachdem ich geduscht, mich angezogen und gefrühstückt hatte, nahm ich meine Handtasche und verließ meine Wohnung. Auf dem Weg zum Fahrstuhl schloss ich meinen langen, schwarzen Mantel. Ein paar Minuten später stand ich in der Tiefgarage und ging zu meinem Wagen, der dank Edward wieder voll funktionstüchtig war.

„Bella?“, erklang aus näherer Entfernung eine mir sehr vertraute Stimme.

Ich drehte mich mit einem Lächeln im Gesicht um. Edward kam gerade aus der Treppenhaustür und winkte mir zu.

„Wie geht es dir?“, wollte er wissen, als er mit mir auf gleicher Höhe war.

„Ganz gut und dir?“

„Es geht mir gut. Ist mit dem Baby denn auch alles in Ordnung?“

Fragend lag sein Blick auf mir, was mich zum Lächeln brachte. Jedes Mal wenn wir uns begegneten, wollte er wissen, wie es dem Kind ging, ob alles in Ordnung war und ob ich Unterstützung brauchte. Irgendwie war es schön, dass er sich solche Sorgen um mich und das Kind machte.

„Ja, es ist alles in Ordnung und nein, ich brauche keine Hilfe. Du brauchst gar nicht fragen“, lächelte ich.

„Du kennst mich einfach schon zu gut“, lachte er und nahm mich kurz in den Arm.

„Nicht wirklich, aber du fragst immer das Gleiche.“

„Stimmt wohl. Tut mir leid, ich muss jetzt auch los, sonst komme ich noch zu spät.“

„Hast du einen Termin?“, fragte ich neugierig und wusste, dass es mich eigentlich gar nichts anging.

„Ich habe ein Date, also eigentlich nichts Wichtiges. Ich möchte aber trotzdem nicht zu spät kommen“, erklärte er mir, ließ mich dann los und ging zu seinem Wagen.

Seine Worte waren irgendwie wie ein Stich, doch ohne mir etwas anmerken zu lassen, wünschte ich ihm viel Spaß. Zwei Minuten später war er auch schon verschwunden. Als ich auf den Weg zu meiner Schwester war, versuchte ich für mich selber herauszufinden, warum es mir so zusetzte, dass er ein Date hatte. Eigentlich sollte es mir egal sein. Wir waren nur Freunde, nicht mehr und nicht weniger! Aber ich verspürte das starke Bedürfnis, ihn ganz allein für mich haben zu wollen und mit niemanden zu teilen.

Eine knappe halbe Stunde später fuhr ich auf die Einfahrt meiner großer Schwerster. Ich sah, wie die Kinder draußen im kleinen Garten spielten und ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Es war schön sie zu beobachten, wie sie herumhüpften, lachten und ihren Spaß hatten. Ich stieg aus und im gleichen Moment öffnete sich auch schon die Haustür. Angela stand dort mit einem breiten Grinsen und als ich sie endlich erreichte, schloss sie mich herzlich in ihre Arme.

„Es ist so lange her, Schwesterchen. Wie geht es dir und warum um alles in der Welt hast du dich so selten gemeldet?“

Angela betrachtete mich eingehend. Sie war immer so besorgt um ihre Familie. Wenn sie nicht jede Woche etwas von einem hörte, machte sie sich gleich Sorgen. Teilweise fand ich das ganz schön nervig, doch so war sie eben und ich liebte sie dafür.

„Es geht mir gut, Angela. Ich hatte nur viel zu tun und hab vergessen dich anzurufen“, versuchte ich sie zu beschwichtigen.

„Du sollst dich doch aber schonen, das hat der Arzt doch gesagt. Was bitteschön hattest du denn dringendes zu tun?“

„Angela, ich habe einen Club und ich muss regelmäßig dort erscheinen, um Dinge zu erledigen, die Mandy nicht für mich machen kann. Der Kleinen geht es gut und es ist ja auch nicht so, dass ich mich gar nicht mehr bewegen darf“, erklärte ich ihr.

„Natürlich, aber du sollst....“

„Angela, bitte. Ich bin nicht hergekommen, um mir eine Moralpredigt anzuhören. Die hatte ich schon von Mum.“

„Tut mir leid, aber es ist doch auch wahr, du tust ja eh nie das, was dir gesagt wird“, sagte sie kopfschüttelnd und zog mich wieder in ihre Arme.

„Manchmal schon“, murmelte ich ganz leise.

„Tante Bella! Tante Bella!“, schrien zwei kleine Wirbelwinde ganz aufgeregt.

„Vanessa, Linus, da sind ja meine beiden großen Lieblinge“, begrüßte ich sie und breitete meine Arme aus. Die beiden sprangen mich förmlich an, was Angela erfolglos zu unterbinden versuchte.

„Tante Bella, endlich bist du hier und wir können Plätzchen backen“, riefen Vanessa und Linus im Chor.

„Ja, das können wir wohl“, lachte ich.

Die beiden nahmen jeder eine Hand von mir und zogen mich dann in die Küche meiner Schwester. Die nächsten drei Stunden war ich voll damit beschäftigt Teig zu kneten und auszurollen, damit die zwei ihn dann ausstechen konnten. Es machte mir Freude die beiden zu beobachten, wie sie voller Mehl am Küchentisch standen und ihren Spaß hatten. Angela hatte die Zeit genutzt und war Einkaufen gegangen. Doch wir unterhielten uns auch sehr angeregt, als sie wieder zuhause war. Die Zeit bei ihr verging schneller als erwartet und ich musste irgendwann wieder nach Hause. Die paar Stunden bei ihr und den Kindern zu verbringen, haben mich abgelenkt und für einen Moment konnte ich meine, zum größten Teil, unausgesprochenen Sorgen vergessen.

Die nächsten Tage verbrachte ich viel Zeit im Club. Es gab eben den ganzen Schriftverkehr, den Mandy nicht für mich erledigen konnte, aber es störte mich nicht und ich war wenigstens für einige Zeit mit meinen Gedanken bei der Arbeit.

An dem Freitagabend, an dem ich nicht zuhause geblieben war, sah ich ein bekanntes Gesicht auf der Tanzfläche. Besser gesagt, einen fast bronzefarbenen Haarschopf. Er hielt eine dunkelhaarige Frau in seinen Armen und küsste sie. Sie tanzten zusammen, hatten ihren Spaß. Selbst der Versuch mir einzureden, dass es nicht Edward war, ging in dem Moment schief, als ich Alice sah, die mit einem bösen Blick neben ihren Bruder stand und ihm anscheinend eine Moralpredigt hielt. Dieser Anblick, ihn mit einer anderen zu sehen, tat irgendwie weh. Es war eine Sache zu wissen, dass er sich mit anderen Frauen traf, aber es dann auch noch selbst zu sehen, war eine völlig andere! Hinzu kam ja auch noch, dass wir nicht einmal zusammen waren, sondern einfach nur Freunde. Wobei, wenn ich wirklich ehrlich zu mir selber war, war er für mich inzwischen schon mehr als nur ein Freund. Allerdings wollte ich mir das einfach nicht eingestehen. Angela würde jetzt bestimmt sagen „Alter Dickkopf, mach doch einfach mal deine Augen auf und hör auf dein Herz, dann weißt du wie wichtig er dir geworden ist.“ Aber meine Schwester war nicht da und so konnte ich einfach so tun, als ob ich das alles nicht mit angesehen habe und gar nichts davon wusste. Es war dumm, aber es half mir irgendwie. An diesem Abend vermied ich es tunlichst nach unten zu gehen und verbarrikadierte mich stattdessen in meinem Büro und arbeitete. Doch auch wenn ich versuchte nicht andauernd durch das große Fenster nach unten zu sehen, so erwischte ich mich trotz allem das eine oder andere Mal dabei.


*~*~*


Am nächsten Morgen klingelte es an meiner Haustür. Ich schaute durch den Türspion und öffnete seufzend die Tür. Ich hätte es lieber lassen sollen!

„Guten Morgen, ich hab Brötchen mitgebracht“, lächelte Edward gut gelaunt.

„Weswegen?“ Fragend schaute ich ihn und hätte eigentlich wissen müssen.

„Zum Frühstücken! So wie jeden Samstag.“

„Edward, das ist wirklich lieb, aber ich hab schon was gegessen.“

„Was ist los? Hab ich irgendwas falsch gemacht?“ Sein Blick bohrte sich in meinen und ich schüttelte meinen Kopf. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er Gedanken lesen konnte. Woher sollte er sonst immer solche Fragen stellen?

„Nein, du nicht.“

„Was hast du dann?“

„Ist das wirklich so wichtig?“

Warum konnte ich nicht auch einmal meinen Mund halten? Jetzt wollte er genau wissen, was ich hab und ich wollte nicht darüber reden. Wirklich wissen tat ich es selber nicht und erklären.... Es war doch wirklich zum gegen die Wand laufen!

„Bella? Geht es dem Kind nicht gut? Kann ich dir irgendwie helfen?“

Ich könnte heulen. Denkt er eigentlich immer nur an das Kind? Könnte nicht auch mal etwas mit mir sein? Nein!

„Dem Kind geht es gut und nein, du kannst mir nicht helfen. Lass mich bitte allein.“

Ich rieb unbewusst über meinen gewölbten Bauch und kämpfte mit den Tränen. In letzter Zeit war ich sehr nah am Wasser gebaut und deshalb auch in vielen Situationen sehr emotional veranlagt.

„ Bella....“, seufzte Edward, trat einen Schritt auf mich zu und zog sanft mich in seine Arme. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und konnte meine Tränen nun nicht mehr zurückhalten. Nicht einmal wirklich wissend, warum ich überhaupt weinte. Das Gefühl gehalten zu werden war angenehm und vermittelte mir irgendwie, dass ich nicht ganz allein war. Sicherlich waren auch noch Angela und meine Eltern da, aber dieses bestimmte Gefühl konnten sie mir nicht geben. Edward jedoch schaffte genau das.

„Geht´s wieder?“, fragte er leise und strich weiterhin beruhigend über meinen Rücken.

„Ja“, schniefte ich, blieb allerdings genau so stehen, wie ich war. Eng an seine Brust geschmiegt.

„Was ist nur los mit dir?“, hörte ich ihn murmeln, so, als ob es eigentlich gar nicht für meine Ohren bestimmt war.

Kapitel 4

~~Isabella Swan~~


Die Zeit verging relativ schnell, doch ich merkte, dass mir langsam die Luft ausging. Es war noch nicht einmal Mitternacht und ich könnte mich so hinlegen und schlafen. Der Tag war einfach zu lang für mich gewesen. Irgendwie ärgerte mich das, aber auf anderen Seite sollte ich mich auch nicht zu überbelasten. Allein schon wegen meinem Kind! Jedoch war das eine Gratwanderung, herauszufinden, wie viel ich arbeiten konnte und wo ich aufhören musste. Ob ich es nun wollte oder nicht, es war einfach besser, wenn ich nach Hause gehe und mich schlafen legen würde.

Seit einer Stunde saß ich nun schon in meinem Büro. Die Musik drang, jedoch nicht so laut, selbst hier hin. Auch wenn ich nichts tat außer auf meiner Couch zu sitzen und durch das Fenster hinunter in den Club zu starren, so tat mir doch alles weh. Ich hatte das Gefühl, meine Muskeln wären aus Stahl. Jede Bewegung schien zu schmerzen und mein Wunsch, mich endlich schlafen legen zu können, wuchs von Minute zu Minute. Und doch war es schön die Leute zu beobachten. Wie sie tanzten und sich zu der Musik bewegten, oder an der Bar standen und sich unterhielten, tranken und ihren Spaß hatten. Die VIP-Lounge war von hier aus genauso einsehbar. Dort war es wie immer ruhig. Die Leute saßen in ihren Sitzgruppen beieinander, tranken ihre Cocktails und unterhielten sich. Nichts, was wirklich sehenswert wäre. Nun, wenn man mal von der Highsociety absah, aber eigentlich waren es auch nur Menschen, die mehr oder weniger regelmäßig in meinen Club kamen. Allerdings sah ich dort auch einen blonden Haarschopf, der mir sehr bekannt vor kam und der dort nichts zu suchen hatte. Ich nahm mein Telefon zur Hand, wählte die Nummer von Sam und wartete bis er endlich abnahm.

„Ja, Boss?“, meldete er sich nach einer gefühlten Ewigkeit.

„Sam, sorge dafür, dass Tanya aus der VIP Lounge verschwindet. Sie soll sofort in mein Büro kommen.“

„Wird gemacht, Boss. Ich bring sie dir gleich“, versicherte er mir und legte auf.

Ich schaute nach unten und beobachtete das Geschehen. Sam war gut auszumachen, groß wie er war und in dem schwarzen Anzug. Er war der Chef der Security meines Clubs! Zehn Männer standen unter seinem Kommando und ich muss gestehen, ihm würde ich sogar mein Leben anvertrauen.

Ich sah das Tanya ihn anschrie und sich wehrte und damit die Aufmerksamkeit der herumstehenden Leute auf sich zog. Sie wollte anscheinend nicht zu mir kommen, doch es war einfach zwecklos gegen Sam anzukämpfen. Er warf sie sich über die Schulter und kam in meine Richtung. Innerlich machte ich mich schon für das Gespräch mit ihr bereit und obwohl mir absolut nicht danach zu mute war, würde ich es führen. Das war mein Job! Es ging um sehr viel mehr für mich, als einfach nur um Freundschaft.

Als es nach einer Ewigkeit, welche eigentlich nur knappe drei Minuten waren, an meiner Bürotür klopfte, trat Sam ein und setzte Tanya vor mir ab.

„Soll ich hier bleiben, Boss?“, wollte er wissen und musterte Tanya argwöhnisch.

„Nein, schon okay. Sollte etwas sein, wirst du es wissen“, versicherte ich ihm zuversichtlich.

Er nickte bloß und verschwand. Tanya stand vor mir, eine Mischung aus Ärger und Verzweiflung stand in ihrem Gesicht geschrieben. Minutenlang herrschte einfach nur eine schweigende Stille. Keiner von uns sagte auch nur ein Wort. Wir schauten uns an, doch mehr taten wir nicht.

„Was ist los mit dir?“, verlangte ich zu wissen und brach dadurch das Schweigen.

„Keine Ahnung“, flüsterte sie und wandte ihren Blick Richtung Boden.

„Tanya, das glaube ich dir nicht! Ich kenne dich, aber das was du mir hier zeigst, was du heute Morgen abgezogen hast, das bist nicht du! Ich will die Wahrheit wissen, was ist los?“

„Das würdest du nicht verstehen“, wich sie meiner Frage aus.

„Meinst du, ja? Versuch es doch einfach mal“, forderte ich und schaute sie erwartungsvoll, jedoch auch ärgerlich zugleich an.

Tanya sah geknickt auf und zuckte zusammen, als sie mich anschaute. Ich war sauer und enttäuscht, das konnte und wollte ich auch nicht verheimlichen! Sie war meine Freundin und bis heute dachte ich auch immer, sie wäre meine beste Freundin. Anscheinend habe ich mich in ihr getäuscht. Sie hatte sich verändert und meiner Meinung nach, nicht gerade zum positiven. Tanya hatte nicht nur mein Vertrauen missbraucht, nein, ich vermutete, dass sie mich auch angelogen hatte.

„Du willst es also wissen, ja? Die ganze Geschichte? Bella, dann sitzen wir hier morgen Abend immer noch“, fuhr sie mich an und verzog ihr Gesicht zu einer wütenden Maske.

„Ja, ich will es wissen und ja, die ganze Geschichte. Notfalls erzählst du es mir morgen oder übermorgen oder wann weiß ich, aber du wirst es mir erzählen. So wie du dich momentan verhältst, kannst du hier nicht arbeiten. Das kann ich nicht dulden! Du hast nichts an meinen Sachen verloren und du hast dich nicht mit meinen Angestellten zu streiten, über Dinge, die dich nichts angehen.“

„Natürlich, war doch klar, dass Mandy die Fakten verdreht“, stöhnte sie genervt und verdrehte ihre blauen Augen.

„Es war nicht nur Mandy, die mir von dem Vorfall erzählt hat. Und was interessiert dich eigentlich die VIP-Liste? Es geht dich nichts an, wer darauf steht und wer nicht. Diese Liste geht nur mich etwas an! Herrgott noch mal, wer bist du und was ist mit der Tanya passiert, die meine Freundin war?“

„Edward“, sagte sie einfach nur und zuckte mit ihre Achseln.

„Was ist mit Edward?“, wollte ich wissen und verstand nicht worauf sie hinaus wollte.

„Er hat mich verändert“, erklärte sie leise.

„Du willst mir sagen, dass Edward aus dir ein skrupelloses Biest gemacht hat? Tanya, das glaube ich nicht. Er scheint nett und sympathisch zu sein und keiner, der versucht Frauen zum negativen zu verändern.“

„Du kennst ihn also doch! Ich dachte, es wäre Zufall gewesen, dass ihr miteinander gesprochen habt, aber anscheinend hast du mich dann ja auch angelogen“, schnaubte sie wütend.

„Es war Zufall, auch wenn wir uns heute Morgen schon über den Weg gelaufen sind. Und warum um alles in der Welt, lässt du dich für einen Mann auf so ein Niveau herab? Ist er das wirklich wert? Sag es mir, Tanya?“

Meine Stimme hatte einen bedrohlichen Unterton angenommen, doch ich saß weiterhin auf meiner Couch und betrachtete Tanya, die nervös von einem Fuß auf den anderen tippelte. Ich hatte das Gefühl der ganzen Sache langsam näher zu kommen, ihren Gründen auf die Spur zu kommen.

„Weil ich ihn liebe“, flüsterte sie stotternd.

„Du liebst ihn?“

„Ja, verdammt. Ich liebe ihn und ich würde alles dafür tun, dass er es auch fühlt“, rief sie gereizt.

„Du gibt alles wegen deiner Liebe auf? Liebt er dich denn auch?“

„Er weiß es nur noch nicht“, konterte sie.

„Du willst ihm etwas aufdrängen, was er nicht will?“, fragte ich ungläubig und hoffte mich verhört zu haben.

„Nein! Er muss nur erst merken, was er an mir hat. Was er bei anderen Frauen nicht bekommen würde, aber bei mir schon.“

„Tanya, das ist der größte Schwachsinn den ich je gehört habe! So dumm bist du doch gar nicht. Wie bist du auf so eine Idee gekommen? Ist es wegen seines Geldes? Oder weil er zu einer Gesellschaftsschicht gehört, zu der du nie gehört hast?“

„Wieso sagst du das? Nur weil du reiche Eltern hast und ich nicht? Weil du dir immer alles leisten konntest? Deine Eltern zu dir halten und dir nicht in den Arsch treten? Ja, ich hätte gerne mehr Geld, aber deswegen interessiert Edward mich nicht. Es ist sein Aussehen und sein Charakter, der mich fesselt. Sicher, er hat Geld und ja, das ist toll, aber das ist nicht der Grund“, schrie sie aufgebracht und begann ruhelos durch mein Büro zu laufen.

Ich hatte einen wunden Punkt erwischt! Irgendwie freute mich das, denn es brachte meiner Erkenntnis etwas, doch auf der anderen Seite, machte es mich auf traurig meine Freundin so zu sehen, so etwas von ihr zu hören.

„Nein, Tanya, so meinte ich das nicht! Ich weiß genau wie sehr du dir immer gewünscht hast, mehr aus deinem Leben zu machen und mehr zu erreichen wie deine Eltern. Aber das ist nicht der richtige Weg. Edward ist nicht dein Ticket in eine bessere Welt! Du kannst es allein schaffen, dafür brauchst du keinen Mann. Verdammt, Tanya, was ist an Edward so toll? Was hat er, was ein anderer Mann dir nicht bieten könnte und jetzt sag mir nicht Geld.“

„Redet ihr immer über Leute, die nicht anwesend sind?“, erklang eine kalte Frauenstimme von der Tür.

Ich schaute zur Seite und entdeckte Edwards Schwester. Leise seufzte ich, denn ich hatte das Gefühl, es würde immer mehr Ärger geben.

„Gibt es ein Problem?“, fragte ich die junge Frau vor mir und versuchte ruhig zu bleiben.

„Eigentlich nicht, nein. Aber anscheinend doch, wenn ihr euch über meinen Bruder unterhaltet.“

„Das geht dich überhaupt nichts an“, zischte Tanya in ihre Richtung.

„Das sehe ich anders. Wenn es um Edward geht, dann kann ich ja wohl mitsprechen. Er ist mein Bruder und ich werde nicht zulassen, dass so ein geldgeiles Weibsbild ihn verletzt oder ihn ausnehmen will. Ihr beide seid doch auch nicht besser, als irgendwelche anderen Frauen, mit den er zu tun hatte“, keifte Alice.

„Moment mal. Ich für meinen Teil bin auf sein Geld überhaupt nicht angewiesen! Du stehst in meinem Büro! Und feierst deinen Geburtstag in meinem Club! Wenn du ein Problem mit mir hast, dann können wir das gerne klären, oder du kannst wieder gehen, aber rede nicht in diesen Ton mit mir!“

Ich war sauer. Was fiel dieser kleinen Person eigentlich ein? Sah ich aus, wie irgend ein billiges Flittchen? Ich hatte es nicht nötig auf einen Mann angewiesen zu sein! Ich hatte den Männern abgesagt. Es gab eben nicht den Richtigen für mich. Ich fand Edward nett, ja. Dass das allerdings ein Verbrechen in ihren Augen war, war mir nicht bekannt. Er war mein Nachbar, verdammt! Nicht mehr und nicht weniger!

„Ich habe nur ein Problem mit dir, wenn du die Finger nicht von meinem Bruder lässt und wenn du an sein Geld willst“, brüllte Alice.

„Schluss jetzt“, erklang eine sauer klingende, männliche Stimme.

Wir alle drei sahen in die Richtung, aus der die Stimme kam und vor uns stand kein geringerer als Edward. Ich bemerkte, dass Tanya einen anderen Gesichtsausdruck bekam. Sie schaute auf einen Schlag irgendwie unschuldig und verletzlich aus, ganz anders als noch vor einer Minute. Alice schnaubte wütend und ich..., ich schaute ihn einfach nur perplex an.

„Alice, hast du den Verstand verloren? Was willst du hier überhaupt?“, fragte Edward aufgebracht seine Schwester.

„Ich wollt mit der Geschäftsführung sprechen, allerdings habe ich diese beiden dann dabei erwischt, wie sie sich über dich gestritten haben. Die wollen doch beide genau das Gleiche, wie deine dummen Ex-Freundinnen.“

Edward schüttelte seinen Kopf und betrachtete die kleine, schwarzhaarige Person vor ihm.

„Du unterstellst Bella, dass sie hinter meinem Geld her ist, wenn ihr dieser Club gehört? Sie hat genug Geld, Alice. Du feierst in ihren Räumlichkeiten und du bist der Meinung, sie wäre auf mich angewiesen, wie meine Ex-Freundin? Herrgott, reg dich endlich ab und komm mal runter.“

„Bella ist was?“, piepste Alice schockiert.

Edward bekam ein wissendes Grinsen. Anscheinend ist ihm ein Licht aufgegangen. Ich hingegen verstand rein gar nichts mehr.

„Sie ist die Geschäftsführerin“, lächelte er seelenruhig.

„Was?“, piepste Alice erneut und ihre Augen weiteten sich erschrocken.

„Ihr gehört der Club, in dem du deinen 22ten Geburtstag feierst“, erklärte er ihr gelassen weiter.

„Nein“, entfuhr es seiner Schwester schockiert.

„Doch!“

„Nein, das kann nicht wahr sein. Du meinst, ich habe meiner Gastgeberin gerade unterstellt....“

„Ja, das hast du.“

„Stopp. Könnte mich mal bitte jemand aufklären, was hier gerade gespielt wird?“, fragte ich gereizt und schaute von einem zum anderen.

„Beruhige dich, Bella. Aufregung ist nicht gut für dein Baby. Meine kleine Schwester hat gerade kapiert, wem sie unterstellt hat hinter meinen Geld her zu sein“, erklärte er mir und lächelte süffisant.

„Na, das ist ja toll. Bei Bella wird sich entschuldigt und bei mir nicht?“, zickte Tanya. Weg war ihre unschuldige und verletzliche Miene.

„Du, Denali, hältst mal schön deinen Mund. Mit dir redet keiner“, herrschte Edward Tanya an.

„Bella?“, fragte sie mich mit extrem hoher Stimmlage.

„Edward, du kommst auch runter und bestimmst hier nicht über andere, okay? Das ist immer noch mein Club! Tanya, wir reden am besten morgen weiter. Wir klären das in aller Ruhe! Bitte gehe jetzt nach Hause“, wandte ich mich erst an Edward und dann an Tanya mit so ruhiger Stimme, die ich aufbringen konnte. Meine Freundin starrte mich nur entsetzt an.

„Du hast doch wohl gehört was Bella dir gesagt hat und jetzt seh zu, dass du verschwindest“, blaffte Alice sie an.

„Das Gleiche gilt auch für dich, Alice“, sagte ich nun ebenfalls zu der kleinen, schwarzhaarigen Person.

Augenscheinlich gefiel Tanya es gar nicht, dass sie gehen sollte, doch mit einem unverständlichen Gemurmel verschwand sie aus meinem Büro. Es interessierte mich in diesem Moment allerdings herzlich wenig. Ich musste mich beruhigen und das konnte ich mit ihr momentan einfach nicht.

„Es tut mir leid“, sagte Alice kleinlaut.

„Mach das nicht noch einmal, sonst warst du heute das letzte Mal hier“, antwortete ich ernst.

„Bestimmt nicht, versprochen! Bella, es tut mir wirklich leid. Es ist nur, Edward hat einfach ein Händchen für die falschen Frauen und diese Denali..., sie ist...“, versuchte sie mir zu erklären.

„Alice, wieso hab ich immer die falschen Frauen?“, zischte Edward empört, was mich schmunzeln ließ.

„Ist doch so. Du brauchst gar nicht zu tun, als ob es nicht so wäre“, zickte sie und tippte mit einem Finger gegen seine Brust.

„Du bist noch schlimmer wie Mum“, seufzte er und schaute auf seine, im wahrsten Sinne des Wortes, kleine Schwester hinab.

„Mum will nur das Beste für dich, genau wie ich“, konterte sie gelassen und hielt seinen Blick stand.

„Genau das ist es ja“, stöhnte er und fuhr sich mit einer Hand durch seine zerzausten Haaren.

„Schluss jetzt, bitte“, bat ich die beiden.

„Bella, ist alles in Ordnung mit dir? Du bist so blass“, wandte Edward sich besorgt an mich.

„Ich bin nur müde und mir tut alles weh , aber sonst ist alles in Ordnung, ja“, antwortete ich mit einem abgerungenem Lächeln.

„Ich bring dich nach Hause, Bella. Du solltest dich ausruhen“, sagte er bestimmt und fixierte mich mit seinem Blick.

Es war einfach zwecklos Edward davon zu überzeugen, dass ich genauso gut ein Taxi nach Hause nehmen konnte. Er meinte zu mir, dass er sich irgendwie dafür verantwortlich fühlte, weil er meinen Wagen ja kaputt gefahren hatte. Nach etwas mehr als einer halben Stunde hatte ich es aufgegeben. Es war einfach sinnlos. Er war stur und meine Nerven waren zu angeschlagen, um den noch länger stand zu halten. Außerdem hatte ich auch keine Lust mehr mich zu streiten. Einfach nur meine Ruhe, das wollte ich jetzt am liebsten haben, doch es würde wahrscheinlich noch dauern, bis ich endlich in meiner Wohnung sein würde und mich ins Bett legen konnte.

Während ich Mandy Bescheid gab, dass ich gehen würde und sie sich um alles weitere kümmern sollte, versuchte Alice ihren Bruder davon zu überzeugen wieder her zu kommen, denn immerhin hatte sie Geburtstag. Wenn ich noch nicht erwähnt hatte, dass Edward stur war, dann mache ich jetzt. Ich habe noch nie jemanden mit so vielen Argumenten um sich schlagen sehen, nur damit jemand zu dessen Geburtstag da sein würde. Wobei ich sie irgendwie verstehen konnte. Ich hatte meine Familie an so einem Tag auch gerne bei mir. Leider schien Edward aber keine große Lust mehr zu haben, nachdem er gegangen war, noch einmal her zu kommen. Auch das konnte ich irgendwie verstehen. Alles in allem hielt ich mich da raus und ging müde zum Eingang.

„Schönen Abend noch, Miss Swan“, verabschiedete mich einer der vier Türsteher.

„Euch auch, Jungs“, lächelte ich und trat an ihnen vorbei.

Es war August und die Nacht war schon etwas kühl. Ich zog meine Jacke etwas enger um mich, hielt meine Handtasche an meinen Bauch gedrückt und starrte in den Himmel. Sterne konnte ich leider keine erblicken, obwohl nirgends eine Wolke zu sehen war. Seufzend schaute ich mich um. Der Parkplatz war bis auf den letzten Platz besetzt. Autos fuhren immer wieder im Kreis, um eventuell doch eine begehrte Parkmöglichkeit zu ergattern.

„Da bist du ja, ich hab dich schon gesucht“, erschreckte Edward mich.

Ich drehte mich zu ihm um und nickte einfach nur. Er legte seinen Kopf schräg und betrachtete mich, dann schüttelte er leicht seinen Kopf und lächelte freundlich.

„Wollen wir?“

„Ja gerne“, erwiderte ich leise und folgte ihm zu seinem Wagen.